Das Land ist reich an Kohlevorkommen, aber Erdöl - Fehlanzeige. Da ist die Technologie, mit der die deutschen Chemiker Franz Fischer und Hans Tropsch aufwarten, eine hochwillkommene Innovation aus dem Ruhrpott. Sie entwickeln im Mülheimer Institut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ein chemisches Verfahren zur Patentreife, das getreu der Aufgabenstellung der "Vermehrung des inneren Wertes der Kohle" dient.
Mit dem Fischer-Tropsch-Verfahren lassen sich unter Niederdruck aus Synthesegas - dieses wiederum ist aus Kohle zu gewinnen - verschiedene flüssige Kohlenwasserstoffe erzeugen. Zum Beispiel Benzin. Das verspricht der Politik Unabhängigkeit von den Erdölimporten, auch wenn der Kraftstoff aus der Kohle mit einer niedrigeren Oktanzahl auskommen muß, also nicht so hochwertig ist wie das Erdölprodukt.
So wird aus dem neuen Verfahren alsbald ein industrieller Zweig, obwohl die Produktion von Benzin aus Kohle teurer ist als das entsprechende Erdölprodukt. Gerade aber die Nationalsozialisten brauchen für ihre Kriegswirtschaft die Unabhängigkeit von Ölimporten. Bis 1945 werden in Deutschland neun Synthesewerke zur Produktion von 600000 Jahrestonnen Treibstoff aus dem Boden gestampft.
Die Fischer-Tropsch-Synthese bietet nicht nur den Vorteil, Treibstoff aus national verfügbaren Rohstoffen herzustellen. Dieselöl aus den heimischen Industriebetrieben ist von hoher Reinheit und zeichnet sich durch gute Zündfähigkeit aus, und das synthetische Methanol ist ein Vorprodukt für die chemische Industrie.
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