SPIEGEL: In einem verstörenden Essay haben Sie vor kurzem eine Rückkehr des Patriarchats angekündigt.
Longman: Es hat sich bewährt. Das Patriarchat ist ein Selbstverteidigungsmechanismus der Gesellschaft, der in der Geschichte immer wiederkehrt. Es ist ein konservatives Familienmodell, das besonders für diese Zeiten geeignet ist, in denen der Wohlfahrtsstaat zusammenbricht.
SPIEGEL: Und die Männer sind Diktatoren in diesem Familienstaat.
Longman: Ja, ja, so stellen sich das viele Feministinnen vor. Sie sagen, dass Männer das Patriarchat errichten, um die Frau zu kontrollieren und zu unterdrücken. Aber das ist Unsinn, denn für die Männer ist das Patriarchat nicht besonders attraktiv. Es bedeutet hohe Verantwortung und wenig Abwechslung. Man ist für den Unterhalt einer ganzen Familie zuständig und verpflichtet sich, ein Leben lang mit einer Frau zusammenzuleben. Das will doch kein Mann im Ernst. Ich auch nicht.
SPIEGEL: Sie schreiben, dass die Frau im Patriarchat die Wahl zwischen Hure, Nonne und Ehefrau hat.
Longman: Ja.
SPIEGEL: Was sagt Ihre Frau dazu?
Longman: Meine Frau arbeitet, wir haben ein Kind. Ich bin kein Patriarch, das ist, wie ich bereits sagte, keine akzeptable Lebensform für mich. Und genau deswegen werden Familien wie unsere ihren Einfluss auf die Gesellschaft verlieren. Solange Leute wie wir so wenig Kinder haben, gehört die Zukunft Männern und Frauen, die im Patriarchat leben. Vielleicht bekommt das Patriarchat in der Zukunft ein paar neue Farben. Männer und Frauen reden mehr miteinander, teilen sich Arbeiten im Haushalt, zumindest am Anfang einer Beziehung. Aber ich glaube nicht, dass es sich grundsätzlich ändert.
SPIEGEL: Also Männer tragen die Verantwortung, Frauen erziehen Kinder, die in der Lage sind zu überleben, gutes Kindermaterial, wenn man so will?
Longman: Ja. Aber Sie sagen es so, als wäre das kein sinnvolles Leben für die Frau. Die meisten Frauen genießen ihre Mutterschaft und finden es auch vorteilhaft, nicht nebenbei noch in die Fabrik zu gehen. Und weil wir immer älter werden, wird auch das Leben der Frauen nach den Kindern immer länger. Sie können noch mal eine berufliche Karriere beginnen oder das tun, was die Viktorianer eine gemeinnützige Laufbahn nannten.